Plattdeutsch – Dialekt oder Sprache?
Das Niederdeutsche ist eine Sprache, die dem Niederländischen und dem Englischen näher ist als dem Hochdeutschen. In der Grammatik kennt sie nur 3 Fälle, den Dativ (Wem-Fall) gibt es nicht. Es gibt Umschreibungen mit doon (tun, Engl. to do), wie das Englische. Wie im Niederländischen kennt es nur 2 Artikel (männlich und weiblich sind gleich; de mann, de fru). Im 20. Jahrhundert wurde die niederdeutsche Sprache in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen aufgenommen. Sie kennt viele regional unterschiedliche Wortbegriffe; man könnte auch sagen Dialekte.

Lautverschiebung
Bei Lautverschiebungen werden schubweise Buchstaben in der Aussprache und Schreibweise verändert. z.B. wird aus dem Niederdeutschen und Englischen water das Hochdeutsche Wasser. Das Hochdeutsche und das Plattdeutsche haben sich beide aus der westgermanischen Sprachgemeinschaft entwickelt. Im Zuge der sog. hochdeutschen Lautverschiebungen (600 n. Chr.) begannen die Menschen im mittleren und südlichen Deutschland Wörter anders auszusprechen. Die Norddeutschen (ebenso die  Holländer und Engländer) machten diese Veränderung nicht mit (Sturköppe). Zur Zeit der Hanse (12.-17. Jhd.) war das Niederdeutsche offizielle Sprache im gesamten Nord- und Ostseeraum – von Flandern bis ins Baltikum. Nach dem Untergang des Handelsbundes und mit der Bibelübersetzung durch Luther setzte sich das Hochdeutsche durch und wurde allgemeine Amtssprache. Das Plattdeutsche blieb parallel erhalten – primär in der Landbevölkerung.

Die Aussprache im Plattdeutschen
In die Aussprache des Plattdeutschen kann man sich hineinfinden, wenn man vom Hochdeutschen aus „rückwärts“ denkt und statt des hochdeutschen „pf“ ein plattdeutsches „p“ (Pfeffer, Peper) – statt „tz“ „tt“ (Katze, Katt) –  statt“s/ss“ „t“ (Wasser, Water) – statt „ei“ „ie“ (Weihnachten, Wiehnachten) spricht. Das hört sich dann schon fast Plattdeutsch an…und ist mit anderen Buchstaben ebenso: t wird zu d (tun – doon), ch zu k (ich – ik),  z zu t (zwei – twee) usw..

Plattdeutsch im Unterricht in der AltenpflegerInnen-Ausbildung
Die Berufsfachschule Altenpflege an der BBS Wildeshausen hält ihren Fachunterricht an den 2 Berufsschultagen jeweils 2 Stunden in Plattdeutsch ab.. Tendenz steigend. Im Demenzzentrum Molbergen (Münsterland) kommunizieren beinahe alle Mitarbeiterinnen Plattdeutsch mit den BewohnerInnen.

Plattdeutsch als Unterrichtsfach in Schulen in Norddeutschland
An 27 Grundschulen in Schleswig- Holstein wird Plattdeutschunterricht 2-mal die Woche angeboten. Mecklenburg-Vorpommern bildet LehrerInnen zum Platt-Unterrichten aus. Und in Hamburg gibt es seit 2011 das Unterrichtsangebot Plattdeutsch.

Plattdeutsch im Krankenhaus
In Hamburg -Wandsbek und -Harburg bieten die Asklepios- Kliniken Plattdeutsch-Kurse für ihre MitarbeiterInnen an; außerdem gibt es plattdeutsche Vorträge im Rahmen von ‚Medizin für Laien‘ (z.B. „De Gallenbloos, nix as Arger“). Die Euregio-Klinik in Nordhorn hat für Ärzte und Krankenschwestern ein Heftchen, das in jeden Kittel passt, entwickelt „Wi proat Platt … du ock?“

Warum heißt Plattdeutsch Platt-Deutsch ?
Nein, nicht etwa weil es als minderwertig anzusehen ist; auch nicht, weil es im platten Land gesprochen wird. Es wurde aus dem Mittelniederländischen aus dem Sprichwort “ ick segt u plat“ übernommen, wo ‚plat‘  soviel bedeutet wie ‚einfach, deutlich, klar, jedermann verständlich‘. Ja, und so ist es und so soll es auch bleiben!